Vielleicht hast Du Dich schon mal gefragt, was es mit der 360°-Joint Leadership Studie auf sich hat, die wir immer mal wieder erwähnen. Wir freuen uns riesig, mit diesem Artikel nun einen ersten Einblick in die Ergebnisse dieser Studie zu geben.
Von Juni 2019 bis November 2020 haben Esther Himmen (Gründerin von JOYntLEADING®) und Katharina Wiench
- 59 Tandempartner:innen (aus 30 Tandems),
- 10 Vorgesetzte,
- 7 Kolleginnen und Kollegen
- und 16 Mitarbeitende interviewt.
Insgesamt also 92 Menschen.
Das ergab rund 60 Stunden Interview-Material und 1.213 DIN A4 Seiten an transkribiertem und für uns auszuwertendem Text.
Einige Interviews konnte noch in Präsenz stattfinden, andere pandemiebedingt virtuell per Videokonferenz.
Doch unabhängig von dem Medium, über das das Gespräch lief:
Wir konnten es kaum fassen, WIE RIESIG der Schatz an Erfahrungen, Eindrücken, Ideen und Inspirationen war, den wir entdecken und heben konnten.
In den strukturierten Interviews ging es vor allem um folgende Forschungsfragen:
- Welche Chancen & positiven Auswirkungen bietet das Tandem Modell?
- Welche Joint Leadership Modelle gibt es in der Praxis?
- Welche Herausforderungen und Grenzen treten auf?
- Welche Rahmenbedingungen fördern ein Gelingen?
Die ersten Ergebnisse dieser qualitativen Studie beleuchten die Perspektive der Tandems aus insgesamt 17 Unternehmen. Und mit diesem Blogartikel geben wir Dir erste Einblicke in diese riesige Bandbreite an Perspektiven!
Dabei Fokussieren wir uns hier in diesem Artikel auf diese zwei Fragen:
- WEN haben wir eigentlich interviewt? Welchen Hintergrund haben die Tandems und damit auch: Aus wessen Erfahrungen ziehen wir Konsequenzen für die Arbeit mit Organisationen und Tandems?
- WELCHE Chancen erleben die Tandems durch ihr Jobsharing bzw. Joint Leadership? WO tut ihnen die Tandem-Arbeit richtig gut? WAS macht das Modell einfacher?
Das wichtigste Ergebnis aus unserer Sicht?
Joint Leadership bietet aus Sicht der Tandems die Möglichkeit, die erlebte Freiheit im eigenen Arbeitsleben und im Arbeitsumfeld zu steigern. Bedeutet dies mehr Freiheit durch Joint Leadership?
Aus unserer Sicht eindeutig: JA!
Du willst direkt mehr dazu erfahren? Dann gehe zu den Chancen & positive Auswirkungen.
Beleuchtet wurde in den Interviews natürlich auch, welche Herausforderungen auftreten und welche Rahmenbedingungen für ein Gelingen hilfreich sind. Doch dazu werden wir zu einem späteren Zeitpunkt Einblicke geben.
Anmerkung. n = 30 Tandems. Quelle: Himmen et al., 2022
WIE SETZTEN SICH DIE TANDEMS ZUSAMMEN?
Interviewt wurden
- 17 Frauen-Tandems
- Männer-Tandems
- sowie 7 gemischt–geschlechtliche Tandems.
Insgesamt also 30 Job-Paare.
Wieviele Tandems arbeiteten Vollzeit und wieviele Teilzeit?
44 der befragten Tandempartner:innen hatten zu der Zeit des Interviews einen Teilzeit-Arbeitsvertrag (<= 32 h/Woche).
Und 15 haben in Vollzeit bzw. vollzeitnah gearbeitet (> 32 h/Woche).
Wie lange arbeiteten die Tandems schon zusammen?
Zum Zeitpunkt der Interviews waren 8 Tandems noch recht frisch zusammen und haben weniger als 1 Jahr gemeinsam im Jobsharing gearbeitet.
11 von ihnen waren schon 1 bis 3 Jahre als Tandem zusammen und 11 weitere waren bereits länger als 3 Jahre im gemeinsamen Job und damit schon recht erfahren im Jobsharing.
Anmerkung. n = 30 Tandems. Quelle: Himmen et al., 2022
BRANCHEN & UNTERNEHMEN
An der Studie teilgenommen haben Menschen aus Großkonzernen und aus mittelständischen Unternehmen der folgenden neun Branchen:
- Automobil/Automobilzulieferer
- Bank & Finanzwesen
- Chemie
- Elektronik
- Hochschule
- IT & Software-Anbieter
- Kosmetik/Gesundheit
- Pharma
- Verkehr Logistik.
DIE TANDEMS KAMEN AUS DIESEN UNTERNEHMEN
- Beiersdorf
- Covestro
- Daimler
- Deutsche Bahn
- DB Netz
- Europäische Fachhochschule Rhein/Erft
- Fujitsu Technology Solutions
- Google Germany
- Idealo Internet (ehemals dort gearbeitet)
- Kernpunkt Digital
- KfW Bank
- Novartis Deutschland
- RLE
- SAP
- SAP Concur
- Schneider Electrics
- SRH Fernhochschule – The Mobile University
Die Tandempartner:innen kamen dabei aus folgenden 11 Funktionsbereichen:
- Personal
- Strategie-Entwicklung/ Strategisches Management
- Forschung/ Laborleitung
- Marketing/ Eventmanagement
- Vertrieb/ Kundensupport
- Produktentwicklung
- Produktionsplanung
- Controlling
- IT-Support
- Softwareentwicklung
- Geschäftsführung.
CHANCEN & POSITIVE AUSWIRKUNGEN
In den Interviews beschreiben die Tandems viele unterschiedliche Chancen, die sie durch Joint Leadership erleben.
Und das steht fest:
Die Tandems erleben erweiterte Freiheitsgrade.
Und zwar
- für sich ganz individuell,
- für die gemeinsame Tandemrolle
- und für ihr Umfeld (Mitarbeitende, eigene Führungskraft, Familie …).
VIELE CHANCEN HABEN SICH BESTÄTIGT ...
Einige erlebten Freiheiten und Chancen haben bestätigt, was wir schon aus unseren Coachings und dem Beraten von Tandem kannten.
Dazu zählt zum Beispiel, dass …
- Tandems starke Synergieeffekte erleben, weil sie sich in den Kompetenzen und Erfahrungen ergänzen,
- sie zeitlich flexibler sind und durch das Modell mehr Freizeit haben,
- die Partner:innen gemeinsam fundiertere und dadurch bessere Entscheidungen treffen,
- sie durch ihre unterschiedlichen Charaktere gemeinsam ihren Mitarbeitenden noch besser gerecht werden und diese daher auch viel besser führen können,
- und letztlich sie im Jobsharing durch das gegenseitige Ergänzen viel besser und kreativer Problemen lösen können.
Irgendwie logisch, oder?
Aber an manche dieser Benefits für das Unternehmen denken viele im ersten Moment nicht. Doch welches Unternehmen kann darauf verzichten?
MANCHE HABEN UNS ÜBERRASCHT!
„Hierzu hätte mir früher in meiner Einzel-Führungsrolle der Mut gefehlt!“
So berichteten mehrere Tandems, dass es ihnen seit ihrem Joint Leadership viel leichter fällt, Fehler, Schwächen und Unwissenheit innerhalb des Tandems, aber auch gegenüber anderen wie zum Beispiel Mitarbeitenden zuzugeben.
Das hätten sie sich früher in ihrer Einzel-Führungsrolle so nicht getraut.
WIR (und andere) DÜRFEN uNPERFEKT SEIN
Die Tandempartner:innen haben durch ihr Jobsharing gelernt, auch als Führungskraft UNperfekt sein zu dürfen.
Dieser freiere Umgang mit Fehlern hat sich auch auf das Team übertragen, so dass sich dadurch eine neue Fehlerkultur entwickelt hat, wobei eine gestärkte psychologische Sicherheit eine große Rolle spielt.
Fehler offen benennen zu dürfen und daraus zu lernen, ist so wichtig für die Innovationskraft eines Unternehmens.
(Mehr dazu, was Jobsharing und Joint Leadership mit Innovation zu tun hat, haben wir in unserem Innovations-Blogartikel zusammengetragen.)
MEHR MUT
Überrascht hat uns auch, dass Tandems sehr viel mutiger zu sein scheinen, tradierte, offizielle sowie inoffizielle Spielregeln zu hinterfragen und sich gegenseitig darin bestärken, mit alten Mustern zu brechen. Und genau dieser Aspekt begegnet uns in unserer Arbeit mit Tandems inzwischen immer wieder.
Allein hätten sich die Tandempartner:innen nicht getraut, manch alte (zuvor noch als unantastbar geltende) Regel, Verhaltens- oder Vorgehensweise kritisch anzusprechen.
Doch dadurch, dass sie zu zweit und beide derselben Ansicht sind, können sie viel mutiger sein. Und so sind viele Tandems unglaublich dankbar dankbar dafür, dass sie sich gegenseitig den Rücken stärken.
Und wenn sie alte Muster aktiv hinterfragen, wirkt sich das wiederum positiv auf ihr Umfeld aus. Auch das haben wir inzwischen immer wieder bei Tandems erlebt, die wir begleiten.
So erzählte uns vor kurzem ein Führungs-Duo aus dem Top-Management, dass sich eine Kollegin bei ihnen bedankte, weil sie dadurch, dass das Joint Leadership Tandem schwierige Themen mutig anspricht, auch sie sich nun viel eher traut, ihre Gedanken zu teilen.
Vorher hätte sie gedacht, ganz allein mit ihrer Ansicht zu sein und deshalb ohnehin kein Gehör zu finden, so dass sie ihre kritische Meinung dann lieber für sich behielt.
Du willst verschiedene Lebensbereiche gut unter einen Hut bringen? Mit Joint Leadership ist das möglich!
Willst Du Dir eine Führungs- oder Expert:innen-Rolle teilen, weißt aber nicht, wie Du das Thema angehen kannst?
Unsere kostenlose 7 Tage, 10 Schritte-Anleitung inkl. pdf-Workbook liefert Dir erste Antworten auf Deine Fragen.
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AUCH MAL DIE ROLLEN TAUSCHEN
Ein Tandem erzählte uns, dass sie es als Freiheit erleben, je nach Situation und Sachlage gezielt ihre Rollenverteilung zu ändern. Und das auch beispielsweise ENTGEGEN der gängigen Erwartung ihres Umfelds.
Dazu zählt auch die Entscheidung, wann es sinnvoller ist, zusammen aufzutreten oder bestimmte Gespräche zu führen und wann getrennt. Cool, oder?
HIER DARF ICH DIE MASKE FALLEN LASSEN
Viele Tandems erleben es außerdem als extrem förderlich, dass sie gegenüber ihrer Tandempartnerin oder ihrem Partner ihre Masken fallen lassen und sich auch einfach mal „auskotzen“ können, ohne zu befürchten, dass dies ihr oder ihm irgendwie zum Nachteil wird.
Das lässt natürlich das Vertrauen zueinander wachsen, was eine wichtige Basis für ein gut funktionierendes Tandem ist.
BESSER ABSCHALTEN KÖNNEN UND SICH GEGENSEITIG ENTLASTEN
Die Tandempartner:innen haben uns auch davon erzählt, dass sie an sich selbst beobachten, dass sie besser von der Arbeit abschalten können, seit sie die Verantwortung zu zweit stemmen.
Und das entlastet zusätzlich.
Nach allem, was wir über Burnout wissen ist diese Erkenntnis unserer Ansicht nach für Führungskräfte und Unternehmen höchst relevant. (10 Tipps, wie Du Burnout vorbeugen kannst und wie Jobsharing dabei helfen kann, gibt es in einem extra Burnout-Blogartikel von uns.)
Ein Tandem hat das so ausgedrückt:
„Das letzte Dreivierteljahr ist für mich vom Grundtenor, […] wie ich mich fühle, wenn ich arbeite, [..] was ganz was anderes als ein großer Teil der Zeit vorher. Weil eben dieser extreme Druck so in der Form nicht da ist.“
Und wenn doch mal eine Information von der Partnerin oder dem Partner gebraucht wird, die oder der gerade nicht da ist?
„Wenn eine von uns nicht da ist, übernimmt die Andere das Ruder und überwacht auch alle unsere E-Mails. Und im Notfall schreiben wir uns gegenseitig mal 'ne E-Mail, manchmal sogar auch eine WhatsApp – so nach dem Motto: Alarm, Alarm, bitte schau mal in Deine E-Mails rein.“
All das ist nur ein Auszug aus den vielen Freiheiten, von denen die befragten Tandems erzählten.
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UNSER FAZIT
Die Chancen von Joint Leadership werden von den Tandems als sehr vielfältig erlebt.
Das bestätigt uns erneut, dass Jobsharing & Joint Leadership eine Form des Arbeitens und Führens darstellt, die eine Antwort auf viele aktuelle Herausforderungen unserer komplexen Wirtschaftswelt gibt.
Und dabei eben auch auf den die Wünsche nach Flexibilität, Arbeitszeitreduzierung, inspirierendem Arbeiten, Schutz vor Überforderung und Burn-Out einzahlt.
Denn Job Sharing kombiniert:
- Führung neu gedacht,
- Diversität im Sinne von Vereinbarkeit und Work-Life-Balance,
- eine flexible Zeiteinteilung ohne „Karriereknick“
- ein Modell als Innovationsbooster für Organisationen und
- motiviert unterschiedlichste Menschen zur Übernahme von Verantwortung.
Das war ein erster Einblick in die Ergebnisse zur tandemperspektive der 360°-Joint Leadership Studie
Mehr Insights gibt es bald in unserem wissenschaftlichen Buchbeitrag zur Studie:
Himmen, E., Weigel, C. & Wiench, K. (2022). Joint Leadership: Freiheitsgrade, Grenzen der Freiheit und vielfältige Topsharing Modelle. Einblick in eine Studie unter Teilzeit- und Vollzeit-Führungskräftetandems. In A. Karlshaus & B. Kaehler (Hrsg.), Teilzeitführung. Rahmenbedingungen und Gestaltungsmöglichkeiten in Organisationen (2. Aufl.). Wiesbaden: Springer Gabler. (in Druck)
DU HAST NOCH FRAGEN?
Dann schreib uns gerne an esther.himmen@joyntleading.com.
Mit den besten Grüßen,
Carolin & Esther vom JOYntLEADING Team
PS: Du wünschst Dir Unterstützung rund um das Thema JobSharing & Joint Leadership? Dann findest Du hier unsere Angebote.
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