Julia Hahn und Claudia Nytz teilen sich seit September 2022 die Rolle als Director Oral Care Marketing bei Haleon. Beide arbeiten jeweils 60 %. Claudia arbeitet von Montag bis Mittwoch, Julia arbeitet von Mittwoch bis Freitag und Mittwoch ist ihr überschneidender Tag.

Dabei sind sie als erstes Topsharing-Tandem bei Haleon Vorreiterinnen für das Modell Joint Leadership.  

Mit uns haben sie über ihren Weg zum und als Tandem geredet, über Vorteile, Herausforderungen, Lösungen und Mut.

Was genau ist denn euer aktueller Verantwortungsbereich?

Claudia Nytz:  Wir verantworten im Grunde die komplette Oral Health Care Sparte im Marketing bei Haleon. Das sind sieben unterschiedliche Marken und das Team besteht aus 15 Leuten plus Praktikanten und Werkstudenten. 

Was es herausfordernd macht, ist die Fülle an Brands und somit auch unterschiedliche Herausforderungen auf unterschiedlichen Marken. 

Wir mussten gute Wege finden, diese vielen Themen nicht nur selber im Kopf zu haben, sondern auch einander zu übergeben. Diese Vielzahl an Themen kurz und knapp zu beschreiben, ist manchmal schon immer noch herausfordernd, aber wir haben gute Tools und unsere Art der Zusammenarbeit gefunden.  

Wie habt ihr euch und zu dem Modell gefunden?

Julia Hahn:  Wir kennen uns schon seit 11 Jahren, seit Claudia damals zu Novartis, der Vorgängerfirma von Haleon, gekommen ist. Wir sind dann unseren Weg zusammen auf Peer-Level gegangen und haben uns beide weiterentwickelt.  

Letztes Jahr gab es eine große Reorganisation während unserer zweiten Elternzeit. Es war klar, dass es unsere alten Jobs so nicht mehr geben würde. Vor unserer letzten Elternzeit haben wir beide 80 % gearbeitet und haben da auch schon Teams geführt. Aber es war relativ klar, dass die neuen Rollen mit 80 % nicht funktionieren würden. Wir hatten trotzdem beide die Ambition eine dieser Rollen zu bekommen und daraus entstand die Idee zum Top Sharing, die am Ende auch funktioniert hat.  

Claudia hat mich gefragt, ob wir uns auf die Stelle gemeinsam bewerben sollen.  

Danach haben wir uns überlegt, wie wir den Rest der Organisation überzeugen. Offensichtlich waren wir damit erfolgreich, denn jetzt sind wir das erste Job-Tandem bei Haleon.  

Kaffe und Kuchen - Symbolbild

Claudia, wie bist du denn auf das Modell gekommen?

Claudia Nytz:  Eine gute Frage. Ich kann das gar nicht so richtig beantworten.  

Man muss sich vorstellen: Wir waren in der Elternzeit, demnach auch ein bisschen aus der Organisation raus – und dann kommt eine große Veränderung. Ich glaube, das Ganze ist ein bisschen aus der Not heraus für mich entstanden.  

Ich dachte mir: “Ich will gerne zurück und auch gerne eine der neuen Rollen. Aber wenn ich jetzt meinen Hut in den Ring werfe – mit 80 % – wird das nicht aufgehen.” 

Dann habe ich über Modelle nachgedacht – wie wir das anders lösen könnten. Im Grunde genommen bin ich einfach kreativ geworden. Julia und ich waren fast zeitgleich weg. Das heißt, ich wusste, wir kommen zurück und haben den gleichen Need. 

Julia Hahn:  Claudi hat dann zum Glück die Zeit mit ihrem Mann noch covern können, sodass sie, bis ich im September eingestiegen bin, die Stelle alleine übernommen hat. 

Seit wir nun zu zweit die Rolle ausführen haben wir intern natürlich schon auch Werbung bzw. Überzeugungsarbeit dafür leisten müssen. Wir haben viel darüber gelesen, über Tandems und Topsharing und wie das Ganze funktionieren kann und eine Pitch Präsentation erstellt, wie wir uns das Modell vorstellen. Diese haben wir bei verschiedene Management-Teammitgliedern vorgestellt und konnten so Stück für Stück überzeugen. Unser aktueller Chef war tatsächlich ein großer Unterstützer, da er Job Sharing auch aus seinem beruflichen Netzwerk kannte.

Was waren nach eurem Gefühl die Argumente, die am besten gewirkt haben? 

Julia Hahn: Ich glaube, es war die Kombination aus mehreren Argumenten:  

Unsere Lebensläufe ergänzen sich gut. Claudia hat einen Sidestep gemacht in Richtung Media und ich hatte viel Erfahrung im Innovationsmanagement und bereits in der Oral Care Kategorie. 

Unsere Rolle bringt sehr viele inhaltliche Herausforderungen mit sich. Das war wohl das Ausschlaggebende: Die Aufgabe ist sehr komplex und dann stehen zwei Köpfe dahinter, die diese Herausforderungen lösen können. Ich denke, das hat am Ende des Tages überzeugt. 

Wie sehen eure Übergaben aus?

Claudia Nytz:  Dafür haben wir uns eingelesen und haben uns Best Practices angehört. Wir machen das meiste über Sprachnachrichten und das funktioniert auch am besten. Aber wir führen natürlich auch Meeting-Notes und eine To-Do-Liste, die immer aktualisiert wird. 

Die Übergabe per Sprachnachricht ersetzt das nicht. Denn mündlich ist man einfach viel, viel schneller und kann Sachen natürlich auch ganz anders beschreiben. Ich höre mir Montag morgens die Sprachnachricht an, wenn ich die Kinder in den Kindergarten bringe. Wenn ich dann am Laptop sitze, bin ich ready und kann anfangen. 

 

Dazu haben wir im E-Mail-System verschiedene Farbcodes und sind inzwischen sehr gut darin geworden, Emails weg zu sortieren. Am Anfang waren wir nicht so mutig, inzwischen sind wir mutiger geworden und können einzuschätzen, was beide lesen müssen, und was wegsortiert werden kann. Auch da entwickeln wir uns stetig weiter. 

Wir möchten vor allem, dass niemand das Gefühl bekommt, man müsse uns alles zweimal erzählen und das funktioniert auch gut.

Was sind denn für euch persönlich nach diesem halben Jahr die größten Vorteile, die ihr aus dem Modell zieht?  

Claudia Nytz: Es ist schon toll jemand zu haben, um sich auszutauschen, und zu brainstormen, oder sich selber noch mal zu hinterfragen und Feedback zu bekommen – diese zwei Brains nutzen zu können.  

Julia Hahn: Zusätzlich ist es für uns individuell natürlich super für die Familie. Weil wir durch dieses Modell auch das ganze Familiensystem mit am Laufen halten können. Das würde auch irgendwie anders gehen, aber zu einem hohen Preis.  Deswegen ist Jobsharing in Bezug auf Work Life Balance in dieser Lebensphase ein sehr großer Vorteil. 

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Ihr habt uns erzählt, Mittwochs würdet ihr eigentlich gerne mehr zusammen machen, ABER… Was ist denn dieses ABER? 

Claudia Nytz:  Wir sind jetzt die meiste Zeit doppelt gebucht. So haben wir uns das nicht vorgestellt. 

Wir haben uns eigentlich vorgestellt, dass Mittwoch der Tag ist, an dem wir auch mal nicht nur über die Sprachnachrichten miteinander reden.  

Wir dachten, dass wir uns dann wirklich eine Stunde, vielleicht auch mal zwei, zusammensetzen und etwas ausführlicher über Dinge reden können. Das ist, Stand heute, fast nie so passiert. Relativ schnell war es so, dass wir dann mittwochs wahnsinnig viele Meetings hatten und meist doppelt gebucht sind. Julia geht in das eine Meeting, ich in das andere. 

Das ist allerdings etwas, was wir wirklich ändern wollen, und ich glaube auch müssen. Sonst können wir nicht das volle Potenzial des ganzen Modells ausschöpfen, weil wir nicht die Zeit finden, uns zum Beispiel über Strategien auszutauschen. 

Gibt es denn für euch abgesehen vom Mittwoch noch Herausforderungen in euer Tandemarbeit?

Julia Hahn:  Eigentlich nicht wirklich. Wir kannten uns vorher schon sehr gut und sind auch privat befreundet und wir entscheiden überraschenderweise sehr vieles ähnlich. Fundamental anderer Meinung waren wir bisher bei wirklich wenigen Fällen.  

Beim Austausch und Entscheidungsfindungen hätte ich gedacht, dass wir mehr Herausforderungen haben würden. Ansonsten war am Anfang der Umgang mit der Flut an Informationen und Emails ein größeres Thema. Aber inzwischen sind wir da mutiger geworden und das läuft sehr gut.

Gibt es noch irgendwas, was euch zu dem Thema noch wichtig ist, was ihr noch loswerden wollt?

Claudia Nytz:  Vielleicht eine Sache, die mir wichtig ist: Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, neben Müttern, die aus unterschiedlichen Gründen vielleicht gerade eine gewisse Zeit Teilzeit arbeiten wollen oder müssen. Und ich glaube, dass man sich daher neuen Arbeitsmodellen einfach öffnen muss. 

Das ist auch eine Motivation für Julia und mich. Wir wollen das gut machen und erfolgreich sein, dass es auch der Start für Haleon ist, noch mehr in solchen Modellen zu denken. Wir bekommen viel positive Resonanz. 

Von daher will ich nicht nur an dieses klassische “Mütter zurück im Job“ denken, sondern ich glaube, dass Topsharing allgemein einfach ein Thema ist, das immer wichtiger wird. 

Julia Hahn:  Da habe ich gar nichts mehr hinzuzufügen, da spricht mir Claudi aus der Seele. 

 

Vielen Dank für all die wertvollen Einblicke in eure gemeinsame Tandem-Arbeit. Für euren weiteren Weg als Tandem wünschen wir euch das Allerbeste!

Willst auch du zusammen mit deiner Tandempartnerin oder deinem Tandempartner von eurem Jobsharing erzählen?

Dann schreib uns eine Nachricht an team@joyntleading.com.

Wir freuen uns darauf, Euch kennenzulernen!  

Hier geht es zu den LinkedIn-Profilen von Julia und Claudia:

 

Julia Hahn

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